Im Sommer 2020 kam mir beim manuellen Abfüllen der Gedanke uns einen Honig Abfüll Automaten zu kaufen.
Das vor allem weil ab und zu, viel zuviel Honig ins Glas lief und ich mir mit einem Abfüllautomaten einen Vorteil in punkto Geschwindigkeit und Genauigkeit,
vor allem beim Abfüllen von vielen kleineren Gläsern (250, 125, 50g) verspreche.

Auch sollte es möglich sein mehr Honig / Stunde in die Gläser abzufüllen.
Der Automat wird nicht müde und unaufmerksam, er füllt die Gläser immer mit der gleichen Genauigkeit.

Was kostet denn so ein professionell hergestellter Honig Abfüllautomat?
Laut meiner Internet Recherche muss ich mit mindestens 2000 – 3500 Euro rechnen in der Basisversion.
Hmmm, da muss dann aber viel Honig verkauft werden um dieses Geld wieder hereinzuholen….

Geht das auch billiger?
Soviel vorab, ja es geht, sogar viel billiger! Wie, das berichte ich in diesem Beitrag.

Winterzeit ist Bastelzeit. Neben anderen Projekten für die Imkerei die ich diesen Winter machen will, war auch der Honig Abfüller “Honey filler” auf meiner To Do Liste.
Die Idee und die Software dazu stammen vom HaniMandl Projekt.

Die Elektronik habe ich zuerst einmal fliegend auf einem Experimentierboard, einem sogenannten Breadboard aufgebaut und an ein Waagemodul angeschlossen um zu prüfen ob das Gerät prinzipiell funktioniert. Es funktionierte!

Die open source Version mit dem kleinen Monitor ist zwar sehr günstig, aber ich wollte das Gerät nicht “fliegend” und ohne Platine verlöten und verkabeln.
Deshalb habe ich mir einen Bausatz mit einem grösseren Monitor und einer Platine gekauft und zusammengelötet.
Mit dabei war auch der nötige Microchip, welcher bereits mit der Software bespielt war.

Die Grundidee ist, dass eine Steuereinheit (Elektronik mit Microprozessor) ein Servo steuert das den Verschlusshahnen des Honigkessels entweder im
Automatik -oder im manuellen Modus öffnet.
Eine Waage wiegt den ins Glas fliessenden Honig und gibt kurz bevor das vorgegebene Gewicht erreicht ist dem Servo den Befehl, den Verschlusshahnen wieder zu schliessen.
Tönt abenteuerlich, aber es funktioniert und das erstaunlich genau!

Aber seht selber, Voreinstellungen sind:

  • Abfüllmenge 250g, Goodwill = 4g also total 254g

Vorteile des Honey fillers sind:

  • ich kann meine bestehenden Metallkessel für das Abfüllen verwenden, es muss nur ein kleines Loch in den Verschluss gebohrt werden
  • kein Umfüllen
  • keine Pumpe
  • keine zusätzlichen Teile die nach den Abfüllen auseinandergenommen und gereinigt werden müssen
  • Unterschiedliche Glasgrössen können vordefiniert werden
  • Viele Einstellmöglichkeiten im Menu
  • klein und handlich
  • Aktive Community z.B. auf Hiveeyes
  • Preisgünstig weil Eigenbau ca. 100sFr – 350sFr

Hier ein paar Bilder meines Honig Abfüll Gerätes:

Das Gehäuse wurde von mir zuerst in Fusion 360 entwickelt und gezeichnet. Mit diesen Daten habe ich dann den 3D Drucker gefüttert und mir das Gehäuse gedruckt.
Die Elektronik habe ich bei Andreas Holzhammer als Bausatz gekauft, den Servohalter und Öffnungsmechanismus hat Kollege Johannes Kuder beide aus Deutschland gezeichnet.

Das Gehäuse kann auf zwei unterschiedliche Arten zusammengebaut werden.
Die Bedieneinheit rechts neben der Waage oder, die Bedieneinheit vor der Waage.
Auf dem ersten Foto ist das 3.5mm Loch das ich gebohrt habe zu sehen

 

Da es dieses Jahr fast keinen Honigertrag gab, habe ich den Honey filler mit Wasser getestet. Da Wasser viel schneller fliesst als Honig, war das ein erster Härtetest den der Honey filler aber mit Bravour bestand!
Schon nach zwei Versuchen füllte er das Glas mit 254g (250g + 4g Goodwill, dieser Wert kann eingestellt werden). Das Gerät lernt während dem Abfüllen wann er den Verschluss wie stark öffnen oder schliessen muss je nach Fliessgeschwindigkeit des Honigs. Schon nach wenigen Gläsern füllt er die Gläser sehr genau!

Kosten:
Das Gerät ist nur richtig günstig wenn man vieles selber machen kann (löten, 3D Drucken usw), was auch der Grundgedanke des HaniMandl Open source Projektes ist.
Ich habe total für alle Teile ca. 300.-sFr. bezahlt was im Vergleich zu einem kommerziellen Gerät enorm günstig ist.
Sieht schick aus, hat mich viele Stunden (Gehäuseentwicklung und open source Version bauen und testen) beschäftigt, ich  habe wieder einiges gelernt und das Endergebnis macht Spass.

3D Drucker

Was noch vor wenigen Jahren ein Spielzeug für Technikfreaks war, hat das Entwickeln von neuen Geräten und das Prototyping für mich auf eine neue Stufe gehoben!
Seit ich einen 3D Drucker besitze ist es viel einfacher etwas neues zu entwickeln. Es ist gar keine Frage mehr wie ich eine bestimmte Form herstellen kann.
Was ich zeichnen kann, kann ich auch drucken. Eine neue Welt hat sich mir mit dem 3D Druck eröffnet.

Das nächste Projekt an dem ich bereits arbeite ist der halbautomatische Etikettierer….so dass eine richtige DIY Honig Abfüll-Etikettierstrasse entsteht 🙂
Mit dem Honey filler den Honig abfüllen, auf den Etikettierer stellen der das Etikett ab Rolle automatisch aufklebt, et voilà fertig sind die Honiggläser für den Verkauf. 🙂